JUNGLE MARATHON 16/01/08

Der Dschungelmarathon ist ähnlich aufgebaut wie der „Marathon des Sables“ den ich 2007 bewältigt habe. Im Unterschied zur Wüste, gute Laufbedingungen, heiß und trocken, ist im Gegensatz dazu der Dschungelmarathon im Regenwald schwierig zu laufen, und das Klima heiß und sehr feucht.

Dieser Ultramarathon im Dschungel Brasiliens (Floresta National de Tapajos/ Para) geht über 220 km in 7 Tagen. Diese Distanz wird in 6 Tagesetappen zurückgelegt. Die Streckenlängen sind ca. 17, 24, 31, 19, 87 und 25 Kilometer. Auf der Strecke sind ca. alle 10 km Checkpoints zu passieren.

 
http://www.junglemarathon.com/
 

Das Besondere an diesem Event ist, dass die gesamte Ausrüstung und Verpflegung im Rucksack mitgeführt werden muss. Die Wege führen durch verwachsenen Regenwald, rutschige An- und Abstiegeund auch durch Flüsse. Die Ultra-Etappe ist über Nacht zu bestreiten. In der Nacht ist natürlich wegen der wilden Tiere äußerste Vorsicht geboten. Hier zu erwähnen Schlangen, Spinnen, Krokodile und natürlich der Jaguar.
Geschlafen wird in selbst mitgeführten Hängematten und die Verpflegung kommt wasserdicht verschlossen aus dem Rucksack. Außer dem benötigten, Trinkwasser wird vom Veranstalter nur noch medizinische Versorgung bereitgestellt.

Die Pflichtausrüstung besteht unter anderem aus: Hängematte mit Moskitonetz und Regendach, 2,5 L Wasserbehälter, Insektenschutz, Kompass, Messer, ErsteHilfe Ausrüstung, Taschenlampe mit Ersatzbatterien, Feuerzeug, Wasserreinigungsmittel, Signalpfeife und natürlich die Verpflegung für 7 Renntage + Anreisetage.

08.10.2008
Nach langer Anreise, inklusive Sightseeing-Trip in Rio kommen wir mitten in der Nacht bei unserem Boot in Alter do Chao an. Der Wunsch nach einem vernünftigen Platz für die Hängematte blieb unerfüllt. Wir hängen an und übereinander wie die Sardinen. Nach einer 10 Stunden Fahrt, mit Badestopp mitten auf dem Fluss, erreichen wir endlich Itapuama. Am Nachmittag war herumhängen und Kit-Check angesagt.

09.10.2008
Das Gepäck sortieren, dann trennen wir uns vom Koffer, und wir leben ab sofort aus dem Rucksack. Am Abend Briefing und Überlebenstraining.

10.10.2008, 1. Etappe 20,5 km
Es ist soweit! Pünktlich um 6:30 Uhr der Start. Bereits nach 200m entlang dem Strand, muss ein 10 Meter breiter Fluss durchquert werden. Das Wasser reicht bis zum Bauch. Ich hatte mich entschlossen gleich mit den Schuhen zu queren, da es sowieso nicht ausbleibt, dass man nass wird. Kurz darauf geht es den ersten steilen Hügel hinauf. Es ist irrsinnig anstrengend, und ich kann fast nicht mehr atmen. Der Schweiß schießt nur so aus mir heraus. Oben angekommen geht es wieder steil bergab. Dies wiederholt sich während der gesamten Etappe. Nach 5 km Wasser auffüllen beim ersten Checkpoint. Etwas später ein angekündigter Sumpf. Spätestens jetzt ist jeder nass, da wir bis zur Hüfte im Matsch stehen. Teilweise ist es nicht einfach den Weg durch das Gestrüpp zu finden.

Der Pfad ist mit 5-20 cm langen gelben, roten oder blauen Bändchen markiert. Der Boden ist tückisch, da sich Baumstümpfe und Schlingpflanzen darunter verbergen. Einmal laufen wir mehrere 100 Meter in die falsche Richtung, da wir eine Markierung nicht gefunden haben. Liegende Baumstämme sind für meine aufgeschlagenen Schienbeine verantwortlich. Ziemlich erschöpft erreichte ich nach 4:50 das Ziel der ersten Etappe, an einem wunderschönen Strand. Nun beginnt ein Ritual. Hängematte aufhängen, Wehwehchen versorgen und Essen. Die Nächte werden sehr kühl.

11.10.2008, 2. Etappe 25 km
Um 6:30 Uhr ist Start der 2. Etappe. Es ist ein steiler Hügel zu bewältigen, den man am Vortag zum Ziel hinunter laufen musste. Da alle auf einmal hoch wollten, war es eine ziemlich enge Angelegenheit. Danach ging es wieder in den Dschungel. Rauf und runter, rauf und runter. Alles wie am Vortag. Wieder sind einige hüfttiefe Sümpfe zu queren. Bei Checkpoint 3 ist ein Bach zu queren. Wer es schafft, kommt auf einem Seil ans andere Ufer, ohne schwimmen zu müssen. Im Ziel der zweiten Etappe geht es einigen schon ziemlich schlecht. Ein Athlet übergibt sich schon seit einer Stunde und bekommt eine Infusion. Mir geht es noch wirklich gut. Ich glaube, ich habe mich akklimatisiert.

12.10.2008, 3. Etappe (abgesagt)
Der Start der dritten Etappe über knapp 44 km ist für 6:15 Uhr angesetzt. Um 6:15 Uhr wird der Start um eine Stunde verschoben, da am Vorabend zwei Läufer mit einem Boot ins Krankenhaus nach Santarem gebracht werden mussten, und nun nicht mehr genügend Ärzte vor Ort sind. Enttäuschung macht sich breit. Nach einer weiteren Stunde wird die Etappe dann ganz abgesagt, da die Ärzte noch immer nicht zurück sind, und auch das Boot fehlt. Der gestrige Tag war sehr heiß und schwül, vermutlich eine Ursache für die Ausfälle. Jetzt ist ein Tag rumhängen angesagt. Das Organisationskomitee wirkt ein wenig planlos. Konkrete Infos fließen kaum, Gerüchte dafür umso mehr. Abwechslung bringt ein Wolkenbruch.

13.10.2008, 4. Etappe 39 km
Eine geänderte 4. Etappe ist eine Kombination aus der ausgefallenen 3. und der ursprünglich für heute vorgesehenen Etappe. Bei dieser Etappe kommt es zu einigen Orientierungsproblemen. Nach dem CP1 gibt es eine Bachüberquerung. Der Umstand, dass man beim Dschungelmarathon immer nass ist, ist eine der großen Herausforderungen. Bei der Bachquerung kommt es zu einer kritischen Situation! Angriff eines Schwarms von Stechtieren, die beim Queren des Baches aufgescheucht wurden. Ich sah mich bereits unter dem Angriff zusammenbrechen, aber es gelang mir, den angriffswütigen Viechern zu entkommen. Es müssen schon an die 10 bis 20 Stiche gewesen sein, die ich abbekommen habe, allerdings ohne irgendwelche Folgewirkungen.

Beim Lauf durch eine Community, werden wir von den Schulkindern angefeuert. Wir sind die Attraktion. Wir laufen durch Dörfer, in denen wir freundlich gegrüßt werden. Einige Wege führen auch an brandgerodeten Feldern vorbei. Die Landschaft wechselt sich ständig ab. Einige Kilometer vor dem Ziel ist noch ein 200 Meter breiter Fluss zu durchschwimmen. Jetzt ist man es schon gewohnt, mit Sack und Pack schwimmen zu gehen. Die letzten Kilometer sind auf einer breiten Sandpiste zu laufen. Das Ziel ist ein kleines Dorf mit einer schönen relativ kühlen Bucht zum Baden.

14.10.2008, 5. Etappe 90,5 km
Pünktlich erfolgt der Start zur 90 km Etappe. Es geht direkt in den Fluss hinein. Wieder ist Schwimmen angesagt. Manche verstauen Rucksack und Schuhe in einen Plastiksack. Ich bin wieder ein wilder Hund, und gehe voll adjustiert in das Wasser.

Als wir aus dem Dschungel draußen sind, geht es über schmale Wege und ausgefahrene Sandpisten durch Dörfer und an Feldern vorbei. Auf ca. 2 km fehlt auf einmal die Markierung. Verunsichert laufe ich mit einem Engländer weiter, bis wir einen kleinen Checkpoint erreichen. Dann war sie wieder da, die Markierung. Nun gibt es auch manchmal Marschier-Pausen. Ab km 75 geht es auf den Strand, und die Dunkelheit bricht herein. Zum Teil finde ich keine Markierungen mehr. Jemand hilft mir, den Weg wieder zu finden. Nach einer kleinen Ewigkeit auf einer Sandpiste, geht es dann wieder runter zum Strand. Wieder gibt es eine Schwimmquerung in der stockdunklen Nacht. Auf der anderen Seite stehen viele Einheimische und ich dachte, das muss das Ziel sein. Irrtum! Keiner weiß so richtig wie weit es noch bis ins Ziel ist. Jetzt war es Zeit für einen mentalen Hänger. Und noch einmal durchs Wasser. Aber dann, Knicklichter zeigten einen Weg. Ich sah ein Lagerfeuer, dort musste endlich das Ziel sein. Endlich angelangt, gab noch nicht einmal ein Zielbanner, trotzdem klatschen ein paar Leute. Ich frage wo das Ziel ist. Es war hier!!

Völlig erschöpft, Hängematte aufhängen und relaxen, soweit es nach meiner Ankunft mitten in der Nacht möglich war.

15.10.2008
Heute wird den ganzen Tag relaxed und die Blasen werden versorgt. Den ganzen Tag trudeln noch Läufer ein.

16.10.2008, 6. Etappe 32 km
Die letzte Etappe führte 31 km über den Strand bis auf den Marktplatz von Alter do Chao. Eine Ergebnisliste gibt es seit der 2. Etappe nicht mehr. Im langsamen Laufschritt entlang dem Strand Richtung Ziel. In Alter do Chao am Strand, dort wo vor einigen Tagen das Schiff gelegen hat welches uns zum Start der 1. Etappe gebracht hat, ist zunächst unklar, ob es nun zurück ins Dorf oder noch weiter über den Strand geht. Ein paar Leute die dort zufällig sitzen weisen mir den Weg. Es geht weiter über den Strand durch tiefen Sand. Es ist schon sehr schwierig im tiefen Sand zu laufen. Die Brasilianer haben sich entschlossen in Socken oder barfuß zu laufen. Dann die letzte Wasserquerung. Rechts in der Ferne ist ein Spalier größerer Fahnen zu sehen. Da kann das Ziel nicht mehr weit sein. Bald stehen schon ein paar Leute am Strand und klatschen. Ein paar Böller werden abgeschossen, die Strandtreppe hoch, über die Uferstraße, die letzten drei Stufen zum Marktplatz. Im Ziel! Es gibt eine Finisher-Medaille aus Ton, Getränke und viel frisches Obst. Nach einem Essen in einem Restaurant mit Bier, geht es zurück nach Santarem, wo es am Abend die Siegerehrung gibt. Mitten in der Nacht fahren wir zum Flugplatz, wo wir den langen Heimweg antreten. Etwas Konfusion gibt es dann am Flughafen von Manaus, bis wir dann endlich, in zu kleinen Bussen, in ein Hotel gebracht werden. Gegen Mittag wieder zum Flughafen, und ab in die Heimat.

7 Tage 5 Etappen 207km 38:13 Std.

 
  Gesamt-Rang
Distanz km Zeit Pace Min/km Speed km/h Kalorien kcal
1. Etappe 36 20,5 04:50 14 4,2 3110
2. Etappe 34 25,0 06:22 15 3,9 4188
3. Etappe 21 39,0 05:56 09 6,5 3577
4. Etappe   90,5 16:56 11 5,3 8718
5. Etappe 15 32 04:09 08 8,0 2515
Gesamt: 15 207 38:18 11 5,5 21108
 
1. Etappe Itapuama – Dona Irene
2. Etappe Dona Irene – Paraiso
3. Etappe Paraiso - (Pini) Tauari
4. Etappe Paraiso - (Pini) Tauari
5. Etappe Tauari – Aramanai
6. Etappe Aramanai – Alter-Do-Chao